Sankt Martin: Kein Widdersex!
Das Fest des Heiligen Martin ist bekanntlich der 11.11.. An diesem Tag verspeisen wir in unserem Kulturkreis (wie auch mancherorts in Skandinavien) die Gans. Das hat damit zu tun, dass sich laut einer Legende der Namensgeber, Martin von Tours (um 316-397), in einem Gänsestall versteckte, um jenen zu entkommen, die ihn unbedingt zum Bischof weihen wollten. Die Gänse – offensichtlich von der bischöflichen Eignung des Eindringlings überzeugt – machten mit großem Gezeter auf ihn aufmerksam. Ende der Geschichte. Ende so mancher Gans.
In Island kennt man diese Tradition nicht. Dieser Tag ist viel mehr als Hrútamessa (‚Widdermesse‘) bekannt. Es handelt sich dabei nicht um eine religiöse Messe, sondern einen Stichtag, an dem die Widder von der Weide in den Stall geholt werden. So trennt man sie von den weiblichen Tieren, die sich gut bewollt im Freien aufhalten. Manche Weibchen sind nämlich bereits paarungsbereit. Frühe Paarungen führen aber seltener zu starken Lämmern. Also: Widder wegsperren, Sexverbot. In alter Zeit nähte man den Widdern mancherorts einen Lederbeutel für ihr Gemächt, anstatt sie zu separieren. (Quelle: https://www.natturan.is/samfelagid/efni/12115/)
Der Name Martin ist im Isländischen übrigens Marteinn und in unseren Tagen durchaus beliebt. In katholischer Zeit war dem Heiligen Martin etwa die Kirche von Grenjaðarstaðir in Nordisland geweiht. Im 16. Jahrhundert war der zweite lutherische Bischof Träger dieses Namens.
PS: Die Widder dürfen um die Weihnachtszeit ihre Verhüterli abnehmen/auf die Schafdamen. Danke, liebe Karin Gerhartl für das Foto.
2 Antworten
Welch wunderbarer Widdertext und wie gut, dass ich mich heuer ansonsten gar nicht mit dem hl. Martin oder irgendwelchem Rabimmel beschäftigen muss ☺️
Danke, danke und dennoch stets frohes Rabimmel!